Graue Energie

Graue Energie

Der Begriff graue Energie bezeichnet Energie, die vom Verbraucher nicht direkt eingekauft wird, die jedoch für die Herstellung von Gütern sowie für Transport, Lagerung und Entsorgung benötigt wird.

Auf diese Weise entsteht häufig ein erheblicher Energieverbrauch, ohne dass dies für die Verbraucher direkt erkennbar ist. Offenkundig ist die graue Energie relevant im Zusammenhang mit sich erschöpfenden Ressourcen und auch der Klimaproblematik (sofern nichterneuerbare Energie genutzt wird). Unmittelbar mit grauer Energie verbunden sind nämlich graue Emissionen von Kohlendioxid (CO₂) und anderen Treibhausgasen.

 
 

Beispiele für graue Energie

Verpackungen

Einwegflaschen sind sehr energieintensiv, selbst wenn sie vollständig recycelt werden. Das Recycling erfordert nämlich das Einschmelzen des Glases, d. h. das Aufheizen auf sehr hohe Temperaturen. Bei anderen Materialien wie z. B. PET oder Aluminium sind zwar die Rohstoffe energieintensiv, aber das Recycling viel weniger (weil geringere Stoffmengen auf weniger hohe Temperaturen aufgeheizt werden müssen). In diesem Fall hängt also die Energiebilanz sehr stark davon ab, ob Recycling konsequent praktiziert wird: Im Hausmüll landendes Aluminium ist weitaus energieintensiver und damit umweltbelastender als solches, welches nach der Verwendung ins Recycling gelangt.

Flipbook der Schweizerischen Verpackungsindustrie (SVI): Alles Pet oder Glas oder was

Lebensmittel

Transport und Lagerung
Tipps für einen energiesparenden Konsum von Lebensmitteln

Schon die Herstellung von Lebensmitteln ist teilweise sehr energieaufwändig, hinzu kommt oft noch der Transport. Wenn Lebensmittel mit dem Flugzeug über weite Strecken befördert wurden, sind diese z. T. stark mit grauer Energie belastet, während der Energieaufwand für lokal erzeugte Nahrungsmittel sehr gering sein kann.

Beispiel Tomaten:
Ein gutes Beispiel sind Tomaten aus dem Gewächshaus. Während es im Sommer sinnvoll ist, Schweizer Produkte zu bevorzugen, geht diese Rechnung im Winter nicht auf. Ausserhalb der Saison wachsen Tomaten hierzulande nämlich nur in beheizten Gewächshäusern. Die Heizung schluckt etwa doppelt so viel Erdöl wie der Transport aus Spanien. Es sei denn, der Produzent nutzt erneuerbare Energien wie Solaranlagen, Abwärme oder Biogas aus landwirtschaftlichen Abfällen.

Beispiel Äpfel:
Etwas anders sieht es bei den Äpfeln aus. So sind Schweizer Äpfel immer CO₂-neutraler als solche aus Neuseeland, da sie nach der Ernte gelagert werden können. Doch auch hier lohnt es sich, saisonale Produkte aus der Region zu kaufen. Denn je länger die Äpfel gelagert werden, desto höher wird der Energieaufwand für die Kühlung.

  • Saisonale Produkte bevorzugen. Am besten auch noch regionale Produkte, welche nicht weit transportiert werden müssen. Hier findet sich die Saisontabellen für Gemüse und Früchte aus der Schweiz: WWF (pdf)
  • Frische Produkte sind umweltfreundlicher als verarbeitete Nahrungsmittel. Besonders, wenn sie nicht gekühlt werden müssen.
  • Leitungswasser statt Mineralwasser aus der Flasche trinken: Schweizer Hahnenwasser ist bis zu 1000-mal ökologischer als – oft importiertes – Wasser aus der Flasche.
  • Weniger Fleisch essen. Unabhängig von der Herkunft (Schweiz oder Ausland) ist die Fleischproduktion sehr energieaufwändig. Beispiel Rindfleisch: Um ein Kilogramm Gewicht zuzulegen, muss ein Rind fünf bis sechs Kilogramm Nahrung zu sich nehmen. Rinder sind Wiederkäuer und stossen dabei klimaschädliches Methangas aus. Kommt das Rindfleisch dann noch aus Übersee oder wird zur Aufzucht der Tiere Wald abgeholzt, verschlechtert sich die Ökobilanz drastisch. Die Treibhausgas-Emissionen für ein Kilogramm Rindfleisch sind viermal so hoch wie für ein Kilogramm Schweine- oder Hühnerfleisch. Deswegen empfiehlt es sich, auf häufigen Rindfleischkonsum zu verzichten und vegetarische Tage einzulegen. 
wenig graue Energie viel graue Energie
Produktion Freiland / biologisch Gewächshaus
Transportweg kurz lang
Verkehrsmittel Schiff Lastwagen, Flugzeug
Verpackung wenig / leicht viel / schwer
Verpackungsmaterial Plastik, Papier Metall, Glas

Smartphone

In einem Smartphone stecken rund 220 kWh graue Energie, für den Betrieb fällt ca. 1 kWh pro Jahr an. Im Schnitt werden Smartphones in der Schweiz 18 Monate gebraucht, bevor ein neues gekauft wird. (Quelle: Schweizerische EnergieStiftung, 2019)

Mobilität

Die Herstellung eines Autos (einschliesslich der Herstellung von Rohstoffen wie Stahl, Aluminium und Kunststoffen) benötigt typischerweise einige zehntausend Kilowattstunden und besonders viel für schwere Fahrzeuge wie Geländewagen / SUV. Auch die Lackierung von Autos ist sehr energieintensiv. Trotzdem ist die für den Betrieb benötigte Energie (meist in Form von Kraftstoff) noch deutlich höher als die graue Energie.

Wie kann man graue Energie sparen?

Wir alle verstehen, wie wichtig es ist, weder Strom, noch Treibstoffe oder Heizenergie zu verschwenden. Und es ist ebenso wichtig, so wenig wie möglich von dieser grauen Energie zu verbrauchen, die allerdings weit weniger leicht zu erkennen ist. Natürlich kann man die Gramm CO₂ auf den Produktetiketten vergleichen, aber es ist einfacher, einige wenige Prinzipien im Alltag zu befolgen:

  • Lokale Produkte wählen, die aus natürlichen Materialien hergestellt wurden und eine gute Qualität aufweisen.
  • Sorge tragen zu Apparaten und Geräten, damit sie länger halten, und sie wenn möglich zu reparieren statt ersetzen, wenn sie defekt sind.
  • Alltagsgegenstände aus- und verleihen: unkompliziert mit anderen Leuten teilen.
  • Dinge weitergeben, die man nicht mehr benötigt; z.B. verschenken oder einem Wohltätigkeitsverein geben.
  • Weniger Abfall produzieren, indem man Gegenstände recycelt, aber auch, indem man Produkte meidet, die in zu viel unnötiges Verpackungsmaterial eingepackt sind.
 

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